Nach der Gründung des:

- ECYO
- Orchestra Filarmonica della Scala
- Chamber Orchestra of Europe
- GMJO
- Mahler Chamber Orchestra


hat Claudio Abbado ein neues Orchester gegründet, von den mehr begabten Musikern der heutige Generation gebildet: Das 
Lucerne Festival Orchestra
ist heute geboren


15.August 2003

Erstes Konzert des

Lucerne Festival Orchestra

Neue Zürcher Zeitung, 17.März 2001


17. März 2001


Zurück zu den Anfängen?
Bald ein Lucerne Festival Orchestra
fsb.
Die Katze liess Michael Haefliger, der Intendant der Internationalen Musikfestwochen Luzern (inzwischen auf den neuen Namen «Lucerne Festival» abgeändert), an der Pressekonferenz, an der die (bereits bekannten) Programme der Festivals Ostern und Sommer 2001 vorgestellt wurden, erst ganz am Schluss aus dem Sack: Nach mehrjährigem Unterbruch erhalten die Musikfestwochen wieder ein eigenes Festspiel-Orchester, das jetzt, der neuen Corporate Identity entsprechend, Lucerne Festival Orchestra heissen wird. Die Idee zur Gründung sei vor einem Jahr von Claudio Abbado ausgegangen und von den Musikfestwochen begeistert aufgenommen worden. Das Orchester wird namhafteMusiker wie Sabine Meyer und ihr Bläserensemble, das Hagen-Quartett, Emmanuel Pahud, Rainer Kussmaul, Wolfram Christ und Natalia Gutman, aber auch Musiker aus der Schweiz umfassen und erstmals am 15. August 2003 auftreten. Damit werden Erinnerungen wach an das aus Elitemusikern zusammengesetzte Orchester, das Arturo Toscanini im Gründungsjahr 1938 in einem «Concert de gala» vor der ehemals von Richard Wagner bewohnten Villa Tribschen dirigierte. Daraus entstand die Idee zur Bildung eines Schweizerischen Festspielorchesters, das bis vor wenigen Jahren regelmässig in Luzern auftrat und von Dirigentengrössen wie Furtwängler, Karajan, Kubelik, Ansermet, später von Mehta, Muti und von Abbado selbst geleitet wurde.

Bedenken bezüglich des Gesundheitszustands von Claudio Abbado, der gegenwärtig in Salzburg «Falstaff» probt, zerstreute Michael Haefliger, indem er darauf hinwies, dass der Dirigent laut denihn behandelnden Ärzten von der Krebserkrankung vollständig genesen sei und sich in den letzten Wochen weiter erholt habe. Dieses Festspiel-Projekt ist im Übrigen im grösseren Zusammenhang einer Strategie zu sehen, die darauf ausgerichtet ist, in Zukunft nach dem Residenz-Gedanken Künstler und Ensembles zulasten der Tournee-Auftritte noch vermehrt an das Festival zubinden. In diesen Kontext gehört auch das Symposium, das parallel zu den kommenden Osterfestspielen vom 4. bis zum 8. April in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Luzern durchgeführt wird. Es wird sich mit dem Spannungsfeldzwischen Musik, Religion und Kirche auseinandersetzen.



hmn. Im Grund ist die Idee dieselbe wie damals, kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, und wie später, als die Einrichtung des Schweizerischen Festspielorchesters anstand. Es geht darum, dem Lucerne Festival - wie sich die Internationalen Musikfestwochen Luzern in ihrem fatalen Hang zur sogenannten Weltsprache inzwischen nennen - jenseits der Zwänge, denen die Zusammenarbeit mit Tournee-Orchestern unterworfen ist, einen Klangkörper erster Qualität zur Verfügung zu stellen. Nähere Betrachtung erweist freilich, dass sich die Idee in einigen Punkten und wohl zu ihrem Vorteil gewandelt hat. Nicht um orchestrale Qualität an sich geht es Michael Haefliger, sondern um die Möglichkeit, auch für Werke, die von Tournee-Orchestern nie und nimmer berücksichtigt werden könnten, Interpreten höchsten Niveaus zu finden. Und nicht die Präsentation einheimischer Leistung, wie sie das Schweizerische Festspielorchester auch beabsichtigte, steht im Vordergrund, sondern eine bestimmte Vision von musikalischer Arbeit - der Versuch nämlich, das Potenzial von Solisten für ein Tun im Verband zu nutzen. Schliesslich ist die Idee des Lucerne Festival Orchestra mit einem ganz bestimmten Namen verbunden, jenem von Claudio Abbado, der zahlreiche Jugendorchester begründet und hier wiekaum einer seiner Kollegen Erfahrungen gesammelt hat. Aufbauarbeit jenseits der Zwänge desMusikbetriebs liegt dem Dirigenten, der sich tatsächlich auf dem Weg der Gesundung zu befinden scheint, ganz besonders; von da her könnte sich die Idee des Lucerne Festival Orchestra als Chance erster Güte erweisen.

Berliner Morgenpost, 16.März 2001


16. März 2001


Abbado gründet Festivalorchester in Luzern

Neue Aufgabe für Claudio Abbado: Der 67-jährige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, der im Sommer 2002 sein Amt aufgibt, wird ab 2003 das neu zu gründende Lucerne Festival Orchestra übernehmen. «Claudio Abbado hat die Idee wesentlich mitgeprägt», sagte der Intendant der Internationalen Musikfestwochen Luzern, Michael Haefliger, gegenüber der Berliner Morgenpost. «Wir wollen damit an die große Tradition des Schweizerischen Festspielorchesters anknüpfen.» Abbado ist seit seinem Debüt mit dem SFO 1966 regelmäßiger Gast in Luzern. Das Orchester soll aus Mitgliedern des Gustav Mahler Chamber Orchester und Schweizer Musikern gebildet werden. Hinzu kommen ehemalige Philharmoniker wie Emmanuel Pahud, Kolja Blacher, Rainer Kussmaul oder Wolfram Christ; auch das Hagen-Quartett und die Klarinettistin Sabine Meyer wollen sich wieder in ein Orchester einreihen. «Wir haben von allen Musikern spontane Zustimmung bekommen», so Haefliger.

Die vorläufige Planung geht bis 2005; vorgesehen sind mindestens drei Konzerte im Rahmen der Internationalen Musikwochen. Denkbar sind weitere Auftritte bei anderen europäischen Festivals. Auch die Programme stehen noch nicht fest. Finanziert werden soll das Lucerne Festival Orchester größtenteils über schweizerische Sponsoren. mho