Nach der Gründung des:

- ECYO
- Orchestra Filarmonica della Scala
- Chamber Orchestra of Europe
- GMJO
- Mahler Chamber Orchestra


hat Claudio Abbado ein neues Orchester gegründet, von den mehr begabten Musikern der heutige Generation gebildet: Das 
Lucerne Festival Orchestra
ist heute geboren


Lucerne Festival News 1
Neue Luzerner Zeitung, 23.März 2002


23. März 2002


Lucerne Festival

Boulez engagiert sich in Luzern

Lucerne Festival profiliert sich noch verstärkt auch als Festival für die Musik der Gegenwart: Pierre Boulez wird künstlerischer Leiter einer neuen Akademie für zeitgenössische Musik.

Nach dem kontinuierlichen Wachstum in den letzten Jahren steht die Sommerausgabe von Lucerne Festival im Zeichen qualitativer «Vertiefung». Nicht eine grössere Zahl von Veranstaltungen, aber mehr markante Schwerpunkte - so könnte man die Entwicklung in näherer Zukunft charakterisieren, die Intendant Michael Haefliger gestern an einer Medienkonferenz skizzierte.
Stärker akzentuiert wird einerseits der klassische Kernbereich - erstmals mit 32 Sinfoniekonzerten in diesem Sommer - und anderseits die zeitgenössische Musik. In diesem Bereich ist dem Festival ein eigentlicher Coup gelungen, der das noch immer einseitig-konservative Image des Luzerner Festivals auch international korrigieren dürfte. So gab Haefliger bekannt, dass Lucerne Festival zusammen mit der Musikhochschule Luzern ab Sommer 2004 jährlich während der Festivalzeit eine Akademie für zeitgenössische Musik durchführen wird. Für deren Leitung konnte mit Pierre Boulez einer der bedeutendsten Repräsentanten der zeitgenössischen Musik gewonnen werden.


Auftragswerke

An der «Akademie Pierre Boulez», die die bisherigen Meisterkurse ablöst, werden junge, hochbegabte Musiker in der Interpretation der Musik unserer Zeit unterrichtet - von Pierre Boulez selbst und Musiker-Dozenten des Ensembles Intercontemporain (Chefdirigent: Jonathan Nott). Wichtige Impulse dürfte die Akademie auch der Musikhochschule Luzern geben. So wird zur Vorbereitung der Vorspiele in den kommenden Monaten von Luzern aus ein internationales Netzwerk von Musik-Institutionen, Musikern und Dozenten aufgebaut.
Pierre Boulez und die Musiker des Ensembles Intercontemporain unterrichten die Studenten im Solo-, Kammermusik- und Ensemble-Repertoire. Zentral wird die Erarbeitung ausgewählter sinfonischer Werke des 20. und 21. Jahrhunderts mit einem Akademie-Orchester sein, für das alljährlich Aufträge an junge Komponisten vergeben werden. Geplant sind verschiedene Akademie-Konzerte innerhalb des Festivals mit Kammermusik und sinfonischen Programmen sowie Proben und Workshops, die auch dem Publikum offen stehen. Zusammen mit dem zugkräftigen Namen Boulez wäre damit auch eine breitere öffentliche Ausstrahlung durchaus denkbar.


Festival-Orchester

Mit dem Akademie-Orchester verfügt das Luzerner Festival zukünftig gleich über zwei eigene Orchester. So wurden gestern auch erstmals konkrete Angaben zum Festival-Orchester gemacht, das im kommenden Jahr unter der Leitung von Claudio Abbado erstmals auftritt. Fest steht, dass mit Geigern wie Kolja Blacher und Rainer Kussmaul, der Cellistin Natalia Gutmann, dem Flötisten Emmanuel Pahud und der Klarinettistin Sabine Meyer eine Reihe hochkarätiger Solisten im Orchester mitwirken. Dass sie auch in Kammerkonzerten auftreten, ist ein weiterer Beitrag zur Schwerpunktbildung im Sinne des Residence-Modells.
Schliesslich zeigte Haefliger mit einigen Programmhinweisen, wie das diesjährige Thema «Verführung» im Programm umgesetzt werden soll. So werden grosse Verführerinnen und Verführer musikalisch porträtiert, von Salome über Kundry (Claudio Abbado dirigiert eine konzertante Aufführung von Wagners Parsifal) bis hin zu Lulu. «Tanz», «Orient» und «Liebe» sind weitere Schwerpunkte. Ein Symposium zum Thema «Verführung», Ausstellungen im Kunstmuseum Luzern sowie ein Fringe-Festival in der Stadt vertiefen den Themenkomplex.

URS MATTENBERGER






Berliner Morgenpost, 16.März 2001


16. März 2001


Abbado gründet Festivalorchester in Luzern

Neue Aufgabe für Claudio Abbado: Der 67-jährige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, der im Sommer 2002 sein Amt aufgibt, wird ab 2003 das neu zu gründende Lucerne Festival Orchestra übernehmen. «Claudio Abbado hat die Idee wesentlich mitgeprägt», sagte der Intendant der Internationalen Musikfestwochen Luzern, Michael Haefliger, gegenüber der Berliner Morgenpost. «Wir wollen damit an die große Tradition des Schweizerischen Festspielorchesters anknüpfen.» Abbado ist seit seinem Debüt mit dem SFO 1966 regelmäßiger Gast in Luzern. Das Orchester soll aus Mitgliedern des Gustav Mahler Chamber Orchester und Schweizer Musikern gebildet werden. Hinzu kommen ehemalige Philharmoniker wie Emmanuel Pahud, Kolja Blacher, Rainer Kussmaul oder Wolfram Christ; auch das Hagen-Quartett und die Klarinettistin Sabine Meyer wollen sich wieder in ein Orchester einreihen. «Wir haben von allen Musikern spontane Zustimmung bekommen», so Haefliger.

Die vorläufige Planung geht bis 2005; vorgesehen sind mindestens drei Konzerte im Rahmen der Internationalen Musikwochen. Denkbar sind weitere Auftritte bei anderen europäischen Festivals. Auch die Programme stehen noch nicht fest. Finanziert werden soll das Lucerne Festival Orchester größtenteils über schweizerische Sponsoren. mho