Bozen, 25.9.2011

Nach musikalisch ereignisreichen Wochen in Luzern ging die Reise, pünktlich zu einem herrlichen Altweibersommer, wieder Richtung Italien. Bei sommerlichen Temperaturen eröffnete das Orchestra Mozart in Bologna seine Herbstsaison. Auf dem Programm standen zwei Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart (Nr. 27, KV 595 und Nr. 20, KV 466) mit Maria Joao Pires als Solistin sowie die Symphonie in C-Dur D 944 von Franz Schubert.
Das Orchester, in schlanker Besetzung, zeichnete sich durch musikalische Frische und einen transparenten Klang aus. Die Pianistin, frei von jeglichen Eitelkeiten, ergab sich hingebungsvoll ihrem Spiel. Die Übereinstimmung und Harmonie zwischen Orchester, Solistin und Dirigent waren beeindruckend. Allein das jeweilige Adagio war sehr ergreifend. Bewundernswert zudem die Tatsache, daß Maria Joao Pires gleich zwei Klavierkonzerte hintereinander gespielt hat.
Nach der Pause folgte die seit langer Zeit von den Wanderern heiß ersehnte Große C-Dur von Franz Schubert. Das Orchester hatte sich etwas vergrößert, wobei eine interessante Sitzverteilung auffiel: die Posaunen saßen zwischen Bratschen und Celli. Abbado verzichtete auf alles Wuchtige und Schwere und ließ diese Symphonie kammermusikalisch erklingen. Die glücklichen Wanderer erlebten ein wunderbares Konzert und machten sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Bozen.
Dort gab es dann am Sonntag die Wiederholung des Konzertes. Wobei das Wort „Wiederholung“ eher fehl am Platze ist - das Programm war identisch - aber die Wanderer erlebten ein ganz anderes Konzert. War der Abend in Bologna schon ein Genuß, zündete in Bozen ein wahres musikalisches Feuerwerk. Bereits die Klavierkonzerte sprühten vor Frische und Temperament. In der Symphonie steigerten sich Orchester und Dirigent zur Höchstleistung. Man erlebte einen fulminant dirigierenden Claudio Abbado, der das Orchester in einen musikalischen Rausch führte. Unter den Musikern herrschte ein große Spielfreude, die man auf ihren strahlenden Gesichtern ablesen konnte. Die Wanderer hielten den Atem an und waren vollends beglückt. Das disziplinierte Publikum war begeistert und spendete langanhaltenden Beifall. Doch der Abend war noch nicht zu Ende: die auf Initiative von Claudio Abbado 1999 gegründete Gustav Mahler Akademie in Bozen wurde in diesem Jahr mit zwei Medaillen vom italienischen Staat ausgezeichnet. Im Einvernehmen zwischen der Akademie und dem Amt des Staatspräsidenten wurde beschlossen, eine Medaille davon Claudio Abbado zu überreichen. Stadträtin und Präsidentin der Akademie Patrizia Trincanato überreichte ihm direkt nach dem Konzert auf der Bühne die Medaille und verlas folgendes Glückwunschschreiben von Staatspräsident Giorgio Napolitano:

„Claudio Abbado hatte eine richtige Intuition, Bozen mit seiner traditionellen Bestimmung als Schnittpunkt der Kulturen, zum Sitz für ein europäisch inspiriertes didaktisches Projekt zu machen, das junge talentierte Musiker und große Namen der zeitgenössischen Musik zusammengebracht hat.
Dieses dank öffentlicher und privater Unterstützung groß gewordene Projekt ist heute emblematisches Zeugnis für die Universalität der Sprache der Musik und ihrer einzigartigen Fähigkeit, unterschiedliche menschliche und künstlerische Erfahrungen miteinander zu vereinen“.

Die Ehrung war ein würdevoller Abschluss eines großartigen Abends.