Pubblichiamo l'articolo uscito nelle pagine della Frankfurter Allgemaine Zeitung, dove anche il CAI viene citato. Fra poco la traduzione in italiano.

Riportarsi anche al ritratto scritto (con traduzione italiana) nel giornale austriaco Der Standard

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Milano e Abbado

Anche la Frankfurter Allgemeine Zeitung ne parla

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28 Feb.

Roter Teppich

Vielleicht bringt ein offener Brief von Riccardo Muti, veröffentlicht am vergangenen Samstag vom "Corriere della Sera", eine verhärtete Front in Bewegung: "Lieber Abbado, komm zu uns zurück an die Scala", titelt die Zeitung auf der ersten Seite. Der Honigton der "persönlichen" Einladung Mutis, Abbado möge dirigieren, wann und was er wolle, ist damit genau getroffen. Seit Muti 1986 Chefdirigent des Teatro alla Scala wurde, hat sich dessen Vorgänger, sein großer stilistischer und wohl auch politischer Antipode Claudio Abbado, an der Scala nicht mehr blicken lassen, ausgenommen bei Gastkonzerten mit den Wiener und den Berliner Philharmonikern 1992 und 1993. Nach Ansicht der Mailänder Opernfreunde, insbesondere des Clubs der "Abbadiani itineranti", der "Abbadianer auf Wanderschaft", war Muti darob keineswegs untröstlich. Als Alleinherrscher bestimmte er den Spielplan und wählte, was er selbst dirigieren wollte. In der laufenden Spielzeit, die im Zeichen des hundertsten Todestages Verdis steht, behielt er sich sämtliche wichtigen Verdi-Aufführungen vor. Seit Muti herrscht, herrscht an der Scala eine Monokultur des neunzehnten Jahrhunderts vor, die die Freunde der neueren Musik wehmütig an die Zeit der "Troika" Abbado, Bogianckino und Paolo Grassi zurückdenken läßt, an einen spannenden Spielplan, an Nono- oder Sciarrino-Uraufführungen, an die Woche Neuer Musik in der inzwischen geschlossenen Piccola Scala. In der Mailänder Presse, in der Muti- Skeptiker nicht zu Wort kommen, herrscht dennoch seit Jahren eitel Wohlgefallen. 1991 antwortete Abbado einer Einladung von seiten des Scala-Intendanten Carlo Fontana, er sei bis 2000 ausgebucht. Von einer Einladung für danach, womöglich gar für eine Verdi-Oper, hat man dann nichts mehr gehört. Ein kürzlich im Lokalteil des "Corriere della Sera" veröffentlichter Brief von Marco Vitale warf der Scala geradezu Obstruktionismus vor. Das hat Muti zur Feder und herzerweichend in die Saiten greifen lassen. Nach fünfzehn Jahren und nach einer enthusiastisch aufgenommenen Konzertserie mit Beethoven in Rom, scheint sich in Mailand doch die Einsicht durchzusetzen, daß Abbados lange Abwesenheit vielleicht doch ein musikalischer Verlust war. Nicht nur in Ferrara, Turin oder Palermo soll er dirigieren, sondern auch im "besten Opernhaus der Welt", wie die Scala-Leitung nicht müde wird, ihre Oper zu bezeichnen. Keiner, der nicht gerührt und einverstanden war: vom Bürgermeister Mailands, Gabriele Albertini, der einen ähnlich schmalzigen Brief veröffentlichte ("Indem er die Eifersucht zwischen Künstlern widerlegt, hat Muti wieder einmal seine menschliche Größe gezeigt, gleich nur jener im Professionellen"), über Sergio Escobar, den künstlerischen Chef des Piccolo Teatro, und Luciano Pavarotti, Bruno Canino oder Claudio Magris bis hinauf zum Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi. Der Kniefall ist getan, der rote Teppich ausgerollt, die Perlentränentröpfchen fließen reuevoll, und Abbado müßte ein wahrer Unmensch sein, wenn er nicht auch für das beste Opernhaus der Welt ein klitzekleines Löchlein in seinem Terminkalender fände. Denkt man zumindest in Mailand.



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