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Der ruhige Atem des Dirigenten
Vor allem ist es ein ruhiger Film. Interviews in entspannter Atmosphäre, Versuche, das Phänomen Claudio Abbado zu beschreiben, die Größe des Musikers sprachlich in den Griff zu kriegen. Aber das funktioniert natürlich kaum. Selbst Bruno Ganz, Freund und Bewunderer des Dirigenten, kommt ins Stocken, wenn er die Wirkung von Abbados Aufführungen erklären will oder gar nach Ursachen forscht. Immer wieder greift er auf Hölderlin zurück: „Wie lacht das Herz in Liedern die Wahrheit an.“ Hölderlin sei ihm immer ein wichtiger Begleiter gewesen, sagt Abbado.
Abbado gibt sehr selten Interviews, und so ist dieses Porträt von Paul Smaczny schon deshalb sehenswert, weil der Maestro hier in aller Ruhe und Freundlichkeit Gedanken äußert, die er sonst für sich behält. Selbst mit den Musikern der Berliner Philharmoniker spricht er bei den Proben lieber in Gestik und Mimik. „Im Konzert kann ich ja auch nicht mit ihnen reden“, sagt Abbado. Die Musiker aber verstehen seine Gebärdensprache, sein Augenleuchten und seine sparsamen Handbewegungen. Unglaublich elegant sei er, sagt ein junger Musiker, relaxed und gleichzeitig von enormer Spannung. Diese gleichsam dialektische Grundhaltung scheint in der Tat typisch zu sein für Claudio Abbado. In seinem Dirigierstil zeigt sich dies etwa in der Gleichzeitigkeit von strengem Taktschlag mit der rechten Hand in jungen Jahren war es tatsächlich nur die am Gelenk eingeknickte Hand und dem Feinzeichnen mit der linken. Er massiere den Klang mit seinen Händen, meint der junge Musiker. „Klang ist bei ihm etwas Physisches, etwas, das man anfassen kann.“
Vom ersten Moment des Films an wird klar: Abbado war niemals nur Nachfolger Karajans, von Anfang an wehte sein Geist durchs Orchester, sein demokratischer Stil im persönlichen Umgang. Er könne einem das Gefühl geben, sagt ein Musiker, als spiele man nach seinen eigenen Vorstellungen, und doch bringt er alle Musiker zusammen. Claudio Abbado, der kürzlich 70 Jahre alt wurde, hat sich von seinem Chefposten in Berlin verabschiedet. In Luzern dirigiert er weiter, daran kann ihn auch sein Krebsleiden nicht hindern. Im Gegenteil: Die Musik scheint ihn am Leben zu erhalten.
Helmut Mauró
Filmreihe
«Claudio Abbado»
15. - 19. August 2003
Im Rahmen der Kulturpartnerschaft LUCERNE FESTIVAL-ARTE werden im Rahmen von SOMMER 2003 und anlässlich des 70. Geburtstages von Claudio Abbado vier Filme über und mit dem Chef des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA gezeigt.
Zwei der Filme (17. und 19.8.) werden in Luzern exklusiv als Avant-Première vor der Erstausstrahlung im Kulturkanal ARTE präsentiert.
Freier Eintritt
Freitag, 15. August, 22.00 Uhr
Kleiner Saal
Abbado Nono Pollini: Eine Kielspur im Meer
Ein Film von Bettina Erhardt und Wolfgang Schreiber
(BCE Film, 2000, 60')
Samstag, 16. August, 21.00 Uhr
Kleiner Saal
Europakonzert vom 1. Mai 2002 im Teatro Massimo, Palermo
Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado, Gil Shaham, Violine
Werke von Beethoven, Brahms, Dvorak, Verdi
TV-Regie: Bob Coles; Produzent: Paul Smaczny
(NHK/VIDEAL/brilliant media)
Sonntag, 17. August, 21.00 Uhr Kleiner Saal
Claudio Abbado dirigiert Schubert I (2002)
Konzert zum 21. Jubiläum des Chamber Orchestra of Europe in der Cité de la musique Paris am 25.5.2002
Anne Sofie von Otter, COE, Claudio Abbado
TV-Regie: Andy Sommer
(ARTE France/Bel Air Media)
(40')
Dienstag, 19. August, 18.00 Uhr, Kleiner Saal
Claudio Abbado dirigiert Schubert II (2002)
Konzert zum 21. Jubiläum des Chamber Orchestra of Europe in der Cité de la musique Paris am 28.5.2002
Thomas Quasthof, COE, Claudio Abbado
TV-Regie: Andy Sommer
(ARTE France/Bel Air Media)
(40')
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