LUZERN UND DIE PRESSE

 NEUE LUZERNER ZEITUNG
20.August 2004


13. August
19.30 Uhr

Richard Strauss
Vier letzte Lieder

Renée Fleming

Richard Wagner
Tristan und Isolde
Akt.II

Violeta Urmana
John Treleaven
René Pape
Mihoko Fujimura
Peter Brechbühler
Ralf Lukas


Lucerne Festival Orchestra
CLAUDIO ABBADO


18 &19. August
19.30 Uhr

L.v. Beethoven
Klavierkonzert Nr 4 G-Dur op.58

Maurizio Pollini, Piano

Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 5

Lucerne Festival orchestra
CLAUDIO ABBADO


23. August
19.30 Uhr

Paul Hindemith
Kammermusik Nr.5 op.36/4
Wolfram Christ, Viola

Kammermusik Nr.4 op.36/3
Kolja Blacher, Violin

"Finale 1921" aus Kammermusik Nr.1 op.24

L.v. Beethoven
Sinfonie Nr.1 C-Dur op.21

Solisten des Lucerne Festival Orchestra
Mahler Chamber Orchestra

CLAUDIO ABBADO


























































































 


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© Neue Luzerner Zeitung; 20.08.2004; Seite 7

Luzerner Zeitung Kultur

Lucerne Festival

Mit dem Festival-Orchester «die Nase vorn»

Mit Maurizio Pollini und in Mahlers fünfter Sinfonie lief Abbados Festival-Orchester zur Bestform auf.

Nach der Euphorie nach dem letztjährigen Debüt stand das Lucerne Festival Orchestra dieses Jahr unter enormem Erwartungsdruck. Vielleicht eine gewisse Nervosität und eine heikle Werkwahl die für die meisten Musiker neuen «Vier letzten Lieder» von Strauss hinterliessen im Eröffnungskonzert tatsächlich einen leicht getrübten Eindruck und schienen auch die Grenzen eines solchen Projektorchesters anzudeuten.

Weggefährten Abbado und Pollini

Am Mittwoch nun war jede Trübung wie weggeblasen. In Hochform zeigte sich das Festival-Orchester schon vor der Pause im vierten Klavierkonzert von Beethoven. Es bewies eine stilistische Wendigkeit, die in reduzierter Besetzung Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis berücksichtigte.

Der von den Mittelstimmen her erregt belebte Orchesterklang verband Transparenz mit Spannkraft und zeigte doch in lyrischen Episoden jene für Abbado charakteristische, atmende Geschmeidigkeit. Dafür war Maurizio Pollini, bei seinem ersten Auftritt als Artiste étoile, ein so souveräner wie idealer Partner mit einem ungemein kraftvollen Klavierton, der dennoch immer Leichtigkeit und kristalline Klarheit bewahrte. Im singenden Ton wie in den wie offen gelegten Akkorden des langsamen Satzes traf sich Pollini mit seinem langjährigen Weggefährten Abbado in einem ganz auf Innenspannung zielenden Musizieren, das sich dank zügiger Tempi im Finale überschwänglich entlud.

Klangkraft ohne Bombast

In Mahlers Fünfter dann traten alle Eigenschaften überwältigend hervor, die dieses Orchester so einzigartig machen. Da ist zum Ersten eine geradezu körperlich spürbare, überwältigende Klangkraft, die trotz Grossbesetzung nie vordergründig bombastisch wirkte, sondern sich der gebündelten Intensität des Spiels jedes Einzelnen verdankte.

Dem entsprach die Suggestivkraft von Abbados Pianissimo-Geheimnissen, für die die Konzertsaal-Akustik prädestiniert ist und die einem kurzen Paukensolo (erster Satz) ebenso viel Gewicht geben können wie dem tosenden Orchesterrausch. Drittens kamen hier die solistischen Qualitäten des Orchesters hervorragend zur Geltung. Die intensiv phrasierenden Holzbläser, der warme Goldton des Blechs, der Glanz der Geigen oder die muskulösen Streicherbässe all das wurde im ersten Satz überstrahlt durch das Fanfarenmotiv, das man selten so glühend, wie spontan hinausgeschmettert hörte wie jetzt mit dem Trompeter Reinhold Friedrich.

Das alles führte zu einer Wiedergabe, die bei allen schmerzhaften Schnitten und Schärfen den «gebrochenen Mahler-Ton» individuell interpretierte. Auch wo Mahler mit trivialen Mustern die Choralverheissungen beschädigt, wirkte das hier nie distanziert. Ohne in plumpen Pomp zu verfallen das verhinderte allein schon der zischende Aufruhr, der diesen Mahler als Ahnenfigur der Moderne auswies , haftete dem Werk in jedem Moment jene existenzielle Dringlichkeit an, die Abbados Dirigate so einzigartig machen. Gebrochen, zerbrechlich erschien hier nicht Mahlers Musik, sondern das Leben in all seinen Schattierungen selbst.

Zentrale Rolle im Festival

Das Publikum erwies mit aufbrandenden Standing Ovations den Musikern die Reverenz und verstärkte die knisternde Festival-Stimmung im ausverkauften Konzertsaal. Dabei bestätigte sich die zentrale, prägende Rolle, die dem Festival-Orchester neuerdings am Sommer-Festival zukommt auch als Modell für allenfalls weitere Eigenproduktionen mit exklusivem «Premieren»-Charakter. Nicht zufällig vermerkte mit Blick auf das Lucerne Festival Orchestra und die Festival Academy die grösste Zeitung in der Festival-Stadt Salzburg, neuerdings habe «im Sommer Luzern die Nase weit vorne».

urs mattenberger






































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