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© Neue Luzerner Zeitung; 19.08.2004; Seite 8
Luzerner Zeitung Kultur
Lucerne Festival: Pressegespräch
Glück des Musizierens
Claudio Abbado und Albrecht Mayer verbindet eine Freundschaft, die exemplarisch ist für das Lucerne
Festival Orchestra.
Er kam nicht herein wie der grosse Maestro, im Gegenteil: Fast unscheinbar betrat Claudio Abbado die VIP-Lounge im KKL, um zusammen mit dem Oboisten Albrecht Mayer in einem Pressegespräch zwei neue CDs vorzustellen. Die eine heisst «Auf Mozarts Spuren» und präsentiert Mayer mit Ungewohntem von Mozart, auf der anderen sind zwei Highlights mit dem Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado vom letzten Sommer festgehalten (Claude Debussys «La Mer» und 2. Sinfonie von Gustav Mahler).
Wertschätzung
Beide Musiker haben mit beiden CDs zu tun: Mayer wird auf seiner CD vom Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung von Claudio Abbado begleitet, und auf der Festivalorchester-CD spielt Mayer Solo-Oboe. Diese Zusammenarbeit ist nicht zufällig: Mayer und Abbado verbindet eine langjährige künstlerische Freundschaft, wie sie bezeichnend ist für das Lucerne Festival Orchestra. Die gegenseitige Wertschätzung und Hochachtung spürte man während des Gesprächs immer wieder heraus.
«Claudio Abbado schafft es, dass die Leute nach einem Konzert glücklich nach Hause gehen. Das war in Berlin der Fall und jetzt auch in Luzern», sagt Mayer und meint damit nicht nur das Konzertpublikum, sondern auch die Musiker. Es sei für ihn in Berlin ein Schlüsselerlebnis gewesen, als er nach einem Abbado-Konzert nach Hause gekommen sei und anstatt sich auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: «Das haben wir gut gemacht» sich einfach glücklich gefühlt habe.
Verbindendes
Was ist es denn, das den jüngeren Oboisten und den älteren Dirigenten verbindet? Ein wichtiger Faktor ist sicher die Liebe zu Neuem und die Suche danach. Ein Beispiel dafür ist etwa Albrecht Mayers Bearbeitung von Mozarts praktisch nie gespieltem Violinkonzert in D-Dur für Oboe. Er wurde von Claudio Abbado zu dieser Bearbeitung ermutigt, die ein tief greifender Eingriff war: Die Oboenstimme wurde praktisch nachkomponiert. Das Werk ist auf der neuen CD zu hören.
Über die Musik hinaus geht der Sinn für feinen Humor, den beide Musiker haben und den vor allem ihre Augen im Gespräch immer wieder verraten. Wenn auch Abbado sehr leise spricht, so drücken seine Augen doch eine ungeheure Lebendigkeit und manchmal einen gewissen Schalk aus.
NICOLE BUCHER
Auf Mozarts Spuren. Albrecht Mayer, Mahler Chamber Orchestra, Claudio Abbado. Deutsche Grammophon. S.Neue Schallplatten
Debussy, Mahler. Lucerne Festival Orchestra, Claudio Abbado. Deutsche Grammophon
S.Neue Schallplatten
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