ABBADO UND DIE PRESSE

 NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
21.August 2003


14. August
19.30 Uhr

Wagner: Die Walküre
Wotan'Abschied und Schlussszene
Debussy:  Le Martyre de Saint Sébastien, suite
Debussy: La Mer,
trois esquisses symphoniques

Bryn Terfel
Rachel Harnisch
Eteri Gvazava

Schweizer Kammerchor
Lucerne Festival Orchestra

CLAUDIO ABBADO


17. August
18.30 Uhr

Bach
Brandeburgische Konzerte Nr1 - 6 BWW 1046-1051

Mitgleider des
Lucerne Festival orchestra

CLAUDIO ABBADO


19 & 20 August
19.30 Uhr

Mahler
Sinfonie
Nr.2
"Auferstehung"

Eteri Gvazava
Anna Larsson

Orfeón Donostiarra
Lucerne Festival Orchestra

CLAUDIO ABBADO


























































































 


herum...

Neue Zürcher Zeitung, 21.08.2003, Nr. 192, S. 41
Feuilleton

Lucerne Festival Kammermusik und Monumentalsinfonik

Das Lucerne Festival Orchestra zwischen Bach und Mahler

Das Experiment ist gelungen. Drei Wochen lang hat das von Claudio Abbado und Michael Haefliger ins Leben gerufene Lucerne Festival Orchestra (vgl. NZZ vom 16."8."03) am Vierwaldstättersee gelebt und gearbeitet, eine Woche lang hat es in den Sälen des Kultur- und Kongresszentrums Luzern konzertiert - und was da zum Teil zu erleben war, ist bereits in die Annalen des Lucerne Festival eingegangen. "La Mer" von Claude Debussy am Eröffnungsabend wird niemand vergessen, der dabei war; und nun also, im ersten der insgesamt dreissig Sinfoniekonzerte, die Sinfonie Nr."2 von Gustav Mahler. Auch hier am Ende ein Jubel sondergleichen; der gewaltige Schlussakkord in Es-Dur, den der Dirigent "scharf abreissen" muss, löste eine Spannung, die über neunzig Minuten gewährt und keinen Augenblick lang nachgelassen hatte.Dabei gehört die Zweite, das Werk eines ebenso selbstbewussten wie ehrgeizigen Dreissigjährigen, eher zu den Problemfällen in Mahlers Schaffen. Die Sinfonie, welche die menschliche Stimme einbezieht, gehorcht ja einem Programm, das der Komponist, nachdem es bekannt geworden war, nicht gelten lassen wollte, das aber seine Intentionen treffend schildert. Es geht um ein ins Grandiose gesteigertes Ich, einen Helden, dessen Tod wir beklagen, dessen Irrungen und Wirrungen im Leben wir an uns vorüberziehen lassen und dessen Verklärung wir am Ende miterleben. Das geht nicht ohne Pathos ab - und auch nicht ohne Längen. Jedenfalls kann einem das Stück, je nach Aufführung, durchaus auf die Nerven gehen.Nichts, aber auch gar nichts davon in der Wiedergabe, die Claudio Abbado mit dem Lucerne Festival Orchestra erarbeitet hat. Ein einziger Spannungsbogen reichte von den rüden Gesten, mit denen die Celli und die Bässe die c-Moll-Oktave des Beginns durchmessen, bis hin zu der vom Chor mächtig gesteigerten und von der Orgel gewaltig unterstrichenen Apotheose des fünften Satzes. Und in keinem Augenblick schien Geltungsbedürfnis oder Larmoyanz in der Musik auf. Abbado, der auf reiche Erfahrung als Mahler-Dirigent zurückblickt, weiss wie kein Zweiter die Schönheiten der Partitur herauszustellen und dabei den Kitsch zu vermeiden, aber auch die Musik ihre Geschichte erzählen zu lassen und gleichzeitig die Ausführlichkeit dieser Erzählung zu bändigen. Es gelingt ihm, weil er die einzelne Phrase mit vibrierender Vitalität erfüllt und gleichzeitig bis hin in die Momente der Ekstase die Transparenz der Strukturen wahrt: zum Beispiel mit untrüglichem Sinn für Tempo und Rhythmus Zusammenhänge schafft und die Farben der blendend instrumentierten Partitur zur Geltung kommen lässt.Das Lucerne Festival Orchestra blieb ihm dabei nicht das Geringste schuldig. Welche Wucht vermochte der in allergrösster Besetzung angetretene, den Raum voll und ganz füllende Klangkörper zu entfalten - und in welche Bereiche des Leisen gelang es ihm vorzudringen. Zu welcher Kantabilität fanden die Einwürfe der Holzbläser und zu welcher Würde die vom Blech vorgetragenen Choräle. Und dann der grosse, aus Spanien stammende Chor Orfeón Donostiarra: ein Wunder an Klangpracht. In spannendem Kontrast zwischen Gemächlichkeit und dem Wiegen des Dreiachteltaktes nahm Abbado das Andante des zweiten Satzes, geheimnisvoll verschwiegen den dritten; und bruchlos fügten sich im "Urlicht" die Mezzosopranistin Anna Larsson und später, im Finale, die Sopranistin Eteri Gvazava ein.Von ganz anderen Seiten hatten sich Abbado und die Mitglieder des Orchesters übers Wochenende gezeigt. Ein Fest der Kammermusik in sieben Konzerten, das mit mancher Rarität bekannt machte und manchen Höhepunkt des gemeinsamen Musizierens brachte. Abbado selbst befasste sich mit den sechs Brandenburgischen Konzerten von Bach, die nur mehr selten auf den Programmen erscheinen. In kleiner (für den grossen Saal vielleicht doch zu kleiner) Besetzung und leichtem, musikantischem Zugriff wurde diese Musik angegangen, und was die Continuo-Gruppe mit dem Cellisten Georg Faust, dem Bassisten Alois Posch und dem fabelhaften Cembalisten Michele Barchi an agiler Lebendigkeit einbrachte, war hinreissend. Grossartig auch die solistischen Beiträge etwa von Michala Petri (Blockflöte), Reinhard Friedrich (Trompete) oder Stefan Dohr (Horn).Bisweilen zeigten sich hier dann aber doch auch Grenzen. Für den Geiger Rainer Kussmaul, der mehr als einmal technische Schwierigkeiten erkennen liess, war die Beanspruchung wohl zu gross gewesen. Und im fünften Brandenburgischen Konzert wurde der Cembalist Michele Barchi, der seine Kadenzen in aller improvisatorischen Freiheit ausbreitete, zu oft durch Flöte (Emmanuel Pahud) und Geige (Rainer Kussmaul) übertönt. Auch ein so heikles Werk wie das Streicher-Oktett von Mendelssohn wurde von einem Ensemble aus dem Orchester, das durch den Konzertmeister Kolja Blacher angeführt wurde, merklich al fresco gegeben. Was aber das bestens aufeinander eingespielte, überaus virtuos agierende Ensemble um die Klarinettistin Sabine Meyer bot, etwa in der Gran Partita von Mozart, gehört mit zu den Sternstunden dieser ersten, an Höhepunkten wahrlich nicht armen stagione des Lucerne Festival Orchestra.

Peter Hagmann




















































Andere Zeitungen

Le Figaro(Fr.)
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Filmreihe
«Claudio Abbado»
15. - 19. August 2003


Im Rahmen der Kulturpartnerschaft LUCERNE FESTIVAL-ARTE werden im Rahmen von SOMMER 2003 und anlässlich des 70. Geburtstages von Claudio Abbado vier Filme über und mit dem Chef des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA gezeigt.

Zwei der Filme (17. und 19.8.) werden in Luzern exklusiv als Avant-Première vor der Erstausstrahlung im Kulturkanal ARTE präsentiert.

Freier Eintritt

Freitag, 15. August, 22.00 Uhr
Kleiner Saal

Abbado Nono Pollini: Eine Kielspur im Meer

Ein Film von Bettina Erhardt und Wolfgang Schreiber

(BCE Film, 2000, 60')


Samstag, 16. August, 21.00 Uhr
Kleiner Saal

Europakonzert vom 1. Mai 2002 im Teatro Massimo, Palermo

Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado, Gil Shaham, Violine

Werke von Beethoven, Brahms, Dvorak, Verdi

TV-Regie: Bob Coles; Produzent: Paul Smaczny

(NHK/VIDEAL/brilliant media)


Sonntag, 17. August, 21.00 Uhr Kleiner Saal

Claudio Abbado dirigiert Schubert I (2002)

Konzert zum 21. Jubiläum des Chamber Orchestra of Europe in der Cité de la musique Paris am 25.5.2002

Anne Sofie von Otter, COE, Claudio Abbado

TV-Regie: Andy Sommer

(ARTE France/Bel Air Media)

(40')


Dienstag, 19. August, 18.00 Uhr, Kleiner Saal

Claudio Abbado dirigiert Schubert II (2002)

Konzert zum 21. Jubiläum des Chamber Orchestra of Europe in der Cité de la musique Paris am 28.5.2002

Thomas Quasthof, COE, Claudio Abbado

TV-Regie: Andy Sommer
(ARTE France/Bel Air Media)
(40')




Letzte update

05/08/2003 News von Luzern
04/08/2003 Radio TV
14/07/2003 Editoriale
14/07/2003 Lettere di auguri a Claudio per il suo compleanno
14/07/2003 Classica TV (Ital) Juli -August

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