WANDERER'S 
ERZÄHLUNGEN Nr.9

Claudio Abbado
Ehrenbürger von
Luzern

Luzern, 22.August 2005
Marion Klinger



 





 


Claudio Abbado – Ehrenbürger von Luzern

Einige Eindrücke von der Feier, die am 22. August im Rathaus von Luzern stattfand.

Zu Beginn spielte Kolja Blacher, der eigens dafür von einem Konzert in Deutschland nach Luzern zurückgekehrt war, die „Chaconne“ von Bach.

Claudio Abbado dankte ihm sehr bewegt.

Anschließend würdigte Stadtpräsident Urs R. Studer sehr ausführlich die Verdienste von Claudio Abbado um Luzern. Er stellte die Frage in den Raum, wer denn wohl der Geehrte sei, Claudio Abbado oder die Stadt Luzern, die mit der Verleihung etwas von dem zurückgeben wollte, was sie von ihm während vieler Jahre empfangen habe und die sich geehrt fühle, weil der Dirigent die Ehrenbürgerschaft angenommen habe.

Herr Studer betonte das kontinuierliche Engagement von Claudio Abbado, der seit 1966 immer wieder in Luzern gastiert habe, lange Jahre mit den Berliner Philharmonikern, vorher das Schweizer Festspielorchester geleitet habe und seit drei Jahren mit dem neu gegründeten LFO große Erfolge erziele. Im Umgang mit dem neuen Orchester werde die besondere Arbeitsmethode von Claudio Abbado deutlich, die immer gemeinsam mit den Musikern einen Weg sucht, das Werk authentisch und wahrhaftig zu vermitteln und bei der das Konzept nie von vorn herein feststeht, sondern sich im gemeinsamen Austausch entwickelt.

Während des Baus des neuen KKL habe er als Ansprechpartner für den Architekten Jean Nouvel und den Akustiker immer zur Verfügung gestanden. Mit den Berliner Philharmoniker habe er seinerzeit das neue Haus eröffnet und sich jetzt bis 2010 vertraglich mit dem Lucerne Festival verbunden. Durch die große Aufmerksamkeit, die die Konzerte weltweit erregt hätten und durch die geplanten Tourneen werde der Name des Festivals und der Stadt einem größeren Publikum bekannt gemacht.

Herr Studer sinnierte dann in persönlicher gehaltenen Worten darüber, was Luzern denn wohl für Claudio Abbado bedeute, ob er hier so etwas wie Heimatgefühle empfinde und was für ihn überhaupt Heimat bedeutet.

Ob es vielleicht der Blick auf den See, eine Bank am See oder ein Restaurant wäre, oder vielleicht ein Bild oder der Koffer, der ihn auf seinen Reisen begleite.

Vielleicht fühle er sich aber auch überall dort daheim, wo er wegen seiner Arbeit und als Person geschätzt und geliebt würde.

Danach hielt der Schauspieler Bruno Ganz, ein persönlicher Freund von Claudio Abbado, in witziger geschliffener Sprache die Laudatio.
Er beschrieb das KKL als einen Ort, in dem sphärische Klänge zu hören wären, „jedenfalls, wenn Du da bist!“ und erklärte, dass er sich heute als eine Art „Schweizermacher“ empfände, als jemand, der darüber zu befinden habe, ob der Geehrte auch alle Eigenschaften aufwiese, die man von einem Schweizer verlange. Neben der künstlerischen Verdienste habe Claudio auch dazu beigetragen, dass sich das Bruttosozialprodukt aufwärts entwickelt – „eine Eigenschaft, auf die man hier durchaus Wert legt.

Aus diesem Grund, so Bruno Ganz, würde die Pharma – und die Schokoladenindustrie auch eine Menge Geld in die Musik stecken und nicht in den Schweizer Film „und deshalb ist das Schweizer Kino wohl auch so, wie es ist“, merkte der Schauspieler Bruno Ganz etwas traurig an.

Die Leute hier in der Gegend hätten zwar mit vereinten Kräften das KKL zustande gebracht, im Bourbaki Panorama wäre aber zu sehen, dass sie auch im Stande waren, eine ganze Armee bewegungsunfähig zu machen. Im Übrigen hätten in früherer Zeit die Luzerner sich in Lombardei aufgemacht, um dort Geld zu verdienen. Diese Anmerkungen nur, damit Claudio wisse, mit wem er zu tun habe in Luzern.

Die künstlerische Zusammenarbeit mit Claudio Abbado sei für ihn nicht immer ganz einfach gewesen, weil er nur wenig von Musik verstehe und nicht einmal Noten lesen können. „Claudio hat sich zwar alle Mühe mit mir gegeben aber mit wenig Erfolg. Besonders an „Egmont“ in Berlin habe er unangenehme Erinnerungen: „Ich stand da ganz allein hinter dem gesamten Orchester und er hat immer mit diesem schrecklichen weißen Stöckchen in meine Richtung gezeigt. Ich wusste dabei aber nie, ob ich gemeint war, oder jemand von den vielen Leuten, die vor mir saßen, die Schlagzeuger oder die Bläser. Deshalb machte ich den Vorschlag, dass man mir ein Bändchen ums Bein bindet und daran zieht, wenn mein Einsatz kommt. Wir haben die Sache dann mit einem Lämpchen, das versteckt angebracht war gelöst. Bei „Oedipus Rex“ durfte ich zum Glück ungestört und allein sprechen, aber kurz vor Schluss ist er mir in eine Atempause mit seinem ganzen Orchester hineingefahren ....“
Der Schauspieler erzählte dann noch, dass es auch einen Stern im Firmament gäbe, den sein Entdecker, ein Astronom, den Namen „Claudio Abbado“ gegeben habe, wohl aus der Empfindung und dem Wissen darum, dass man jetzt auch sehen könnte, wo Claudio schon immer wohnen würde – im Himmel!
Mit leisen, aber sehr bestimmten Worten bedankte sich Claudio Abbado in deutscher Sprache, obwohl ihm das nicht Leicht falle, wie er anmerkte. „Ich fühle mich sehr geehrt.“ Er ging dann besonders auf seine Arbeit mit dem LFO ein, das er nicht als Orchester im herkömmlichen Sinn bezeichnet wissen wollte. Es handele sich nicht um ein Orchester, wie die Berliner oder die Wiener Philharmoniker, - es ist eine Gruppe von Kammermusikern, die zusammen Kammermusik machen, allerdings nicht zu fünft, zu siebt oder zu zehnt, sondern sie sind eben sehr viel mehr.

An Bruno Ganz gewandt sagte Claudio Abbado, dieser hätte vergessen zu erzählen, welches wichtige Material er ihm in Zusammenhang mit der Aufführung eines Werkes von Luigi Nono, zur Verfügung gestellt habe, Briefe von Zeitzeugen, die sehr bedeutsam für ihn gewesen wären. Das nächste gemeinsame Projekt sei Manfred in Berlin, „da müssen wir nur noch einen Weg finden (für die richtigen Einsätze). „Vielleicht haben Sie heute etwas Gefährliches gemacht“ – sagte er dann zu den Luzernern im Saal, „denn, wenn ich in einer Stadt bin, dann ändert sich meistens etwas.“ Und manchmal sind nicht alle damit einverstanden. An der Scala habe er dafür gesorgt, dass Komponisten wie Mahler und Bruckner gespielt wurden, und die Türen für neues Publikum aufgemacht. In Wien habe er das Festival „Wien modern“ gegründet und sei mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester aufgetreten. „In Berlin war es noch schlimmer. Sie haben mich eingeladen, und dann ist die Mauer gefallen“. Und hier in Luzern ... ? Ich weiß nicht, ob sich vorher alle vorstellen konnten, ein Werk wie die Prometeo Suite in diesem Saal aufzuführen. Und wenn bestimmt nicht alle im Saal glücklich waren, so war es doch erstaunlich, wie das Stück hier von diesem Publikum aufgenommen wurde. Außerdem gäbe es in Luzern Projekte, die in Punkto umweltfreundlicher Verkehr zukunftsweisend wären, zum Beispiel Ferry-Boote, die auf dem See fahren könnten, und Autos, die mit Elektrizität oder Wasserstoff fahren. Er wäre gern bereit, sich dafür zu engagieren und Benefizkonzerte zu veranstalten. In diesen Dingen wisse er sich mit Michael Haefliger immer einer Meinung. Einen besonderen Dank richtete Claudio Abbado dann an Kolja Blacher. „Ich wusste nicht, dass heute die Chaconne gespielt werden würde. Dieses Stück ist eines der ersten, die ich als Kind oft gehört habe, mein Vater war Geiger, und das mich sehr beeindruckt hat. Aber so schön wie heute habe ich es noch nie gespielt gehört.“






















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