LUZERN UND DIE PRESSE

Neue Zürcher Zeitung
22.August 2005
Alfred Zimmerlin

11-12. August
19.30 Uhr

Beethoven
Klavierkonzert Nr.3
Alfred Brendel, Klavier

Anton Bruckner
Symphonie Nr.7



Lucerne Festival Orchestra
CLAUDIO ABBADO


17. &18. August
19.30 Uhr

Alban Berg
Fünf Orchesterlieder op.4 (Altenberg Lieder)
Franz Schubert
Drei Lieder für Sopran und Orchester
Renée Fleming,Sopran


Gustav Mahler
Symphonie Nr.7

Lucerne Festival orchestra
CLAUDIO ABBADO


20. August
19.30 Uhr

Luigi Nono
Prometeo Suite n°1 & 2
Rachel Harnisch, Sopran
Juliane Banse, Sopran
Susanne Otto, Alt
Marek Torzewski, Tenor
André Richard
Tonstudio


Franz Schubert
Sieben Lieder für Bariton und Orchester
Thomas Quasthoff, Bariton


Richard Wagner
Tristan und Isolde
Prelude, Liebestod


Lucerne Festival orchestra
CLAUDIO ABBADO




















































































 


herum...

Lucerne Festival

Ovationen für das Neue

Zweimal Abbado und das Lucerne Festival Orchestra

Zwei Konzerte mit dem Lucerne Festival Orchestra unter der Leitung von Claudio Abbado: Welche Programme sind da zu erleben? So wird das erste Konzert (17. August) mit Alban Bergs «Fünf Orchesterliedern nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg» op. 4 eröffnet, mit Gustav Mahlers Siebter Sinfonie beschlossen, dazwischen hören wir drei Lieder von Franz Schubert in Orchestrationen von Max Reger und Benjamin Britten. Oder das zweite (20. August): Zu Beginn eine Folge von vier Stücken aus Luigi Nonos Tragedia dell'ascolto «Prometeo», dann sieben orchestrierte Schubert-Lieder und zum Schluss Richard Wagner: Vorspiel und Liebestod aus «Tristan und Isolde».

Herausforderungen

Das Publikum sagt Ja zu solch beziehungsreichen Hörherausforderungen; im ersten Konzert gab es einmal standing ovations, im zweiten gar zweimal. Der Grund liegt darin, dass hier kompromisslos mit höchstem Qualitätsanspruch interpretiert wird. Auch Neue Musik: Die differenzierte Raumkomposition «Prometeo» (1984/85) für Stimmen, Instrumentengruppen und die Live- Elektronik des Experimentalstudios der Heinrich- Strobel-Stiftung des Südwestrundfunks von Luigi Nono wurde im ausverkauften Konzertsaal des KKL Luzern zu einem Riesenerfolg. Nicht nur wegen ihres meditativ-sakralen Gestus, sondern weil so kompetent, glühend Musik gemacht wurde. Das kommt bei jedem Publikum an, das ins Konzert geht, um sich bewegen zu lassen.

Dann die Qualität dieses so sich am Kammermusikalischen orientierenden Orchesters. Mit einem Dirigenten, der gerade dies besonders pflegt und liebt. Ein eindrücklicher Höhepunkt, wie in Wagners «Tristan»-Musik jede Musikerin, jeder Musiker gleich schwang. Unglaublich, diese Streicher: Sie spielten wirklich, als wären sie ein riesiges Streichquartett, denn Atem, Farbe, Artikulation waren perfekt aufeinander abgestimmt. Und wie die Bläser sich in diesen Klang einfügten, wie sie heraustraten, den Klang blühen lassen konnten. So wird interpretatorisch Neuland betreten. Gustav Mahlers Siebte verlangt höchste Virtuosität, und sie erklang voller expressiver Anspannung mit einem Orchester auf schlicht umwerfendem Niveau. Allerdings wären hier interpretatorisch doch einige Fragezeichen zu setzen. Wo bleibt die Doppelbödigkeit dieser Musik, wenn sie so gerade heraus und kunstfertig gespielt wird? Ist das Finale wirklich nur diese stürmische Dithyrambe, in der dann doch einige musikalische Banalitäten stecken, oder wären auch andere, verfeinerte Zwischentöne zu entdecken?

Ein Erlebnis war indes, wie Claudio Abbado in Alban Bergs Altenberg-Liedern die Farben mischte: bei den fein schwebenden Klangwolken zu Beginn, beim gleichsam skulpturalen Schluss. Schwer, von Parfum geschwängert schien die Luft im KKL zu werden, denn der Ton der zu Ende gehenden Belle Epoque Wiens wurde verführerisch genau getroffen. Der getragene Tonfall Bergs liegt der Sopranistin Renée Fleming, und sie hat auch den enormen Tonumfang zur Verfügung, den diese Lieder brauchen. Sie gestaltete mit Farben, welche die Stimmung von Dekadenz und Heiterkeit vermittelten, und gab dem im dreifachen Pianissimo verlangten hohen C am Ende des dritten Liedes ein wunderbares mezza voce. Danach erreichte sie auch bei Schuberts elegischem «Nacht und Träume» grösste Intensität. Weniger lag ihr das Bewegte. Das schnelle Parlando der «Forelle» beispielsweise liess an Treffsicherheit und Farbigkeit doch einige Wünsche offen.

Bestechende Idee

Die Idee, an zwei aufeinander folgenden Konzerten Schubert-Lieder in Orchesterfassungen verschiedener Komponisten zu bringen, hat etwas Bestechendes, und gleichzeitig ist das Instrumentieren gerade bei Schubert ein heikles Unterfangen. Im klanglich neutralen Klaviersatz klingen so viele Schichten an, welche durch eine Orchestrierung konkretisiert werden, und dabei geht Offenheit verloren. Max Regers Instrumentationen («Nacht und Träume», «Gretchen am Spinnrade» u. a.) vermögen sehr zu überzeugen und berühren, denn er hat sensibel Ausdrucksräume geschaffen, welche die Offenheit des Klaviersatzes behalten, aber alles andere als auf das Orchester übertragenes Klavierspiel sind. Ebenso hat Anton Webern («Tränenregen», «Wegweiser») mit wenigen, differenzierten Mitteln das Vage gleichsam überhöht. Demgegenüber machte (der junge) Johannes Brahms aus Schubert Brahms, und Benjamin Britten - sonst ein hervorragender Instrumentator - hat sich an der «Forelle» (verständlicherweise) die Zähne ausgebissen.

Ereignishaft aber war, was Thomas Quasthoff, der Luzerner «artiste étoile» dieses Jahres, aus den sieben von Webern, Reger und Brahms instrumentierten Liedern machte, die im zweiten Konzert erklangen. Quasthoff war ganz bei Schubert und gleichzeitig sehr persönlich im Ausdruck; man hatte das Gefühl, dass es hier nicht mehr um Schönheit und Liederseligkeit im herkömmlichen Sinn ging, sondern um reine, mitunter auch unbequeme Wahrheit.

Alfred Zimmerlin

Andere Zeitungen


El Pais
Süddeutsche Zeitung
Le Monde (Nono-Schubert-Wagner)
Le Monde (Berg-Schubert-Mahler)
NZZ 2 (2 u.3.Konzerte)
NZZ 1 (Bruckner)
Corriere della Sera

Aktualisierung

14/08/2005 Das Lucerne Festival Orchestra 2005
14/08/2005 Radio TV
17/07/2005 Gespräch mit Claudio Abbado (auf Spanisch)
17/07/2005 Plattenliste
17/07/2005 DVD
17/07/2005 Programm 2005-2006
18/06/2005 Zauberflöte: Die Zeit
18/06/2005 Zauberflöte: Der Standard
18/06/2005 Zauberflöte: NZZ
26/04/2005 Zauberflöte: Tagesspiegel
26/04/2005 Radio TV
07/04/2005 Classica
Mai 2005
14/02/2005 Venezuela 2 (Kritik Konzert 13. Februar)
14/01/2005 Venezuela 1 (Avant-premiere Konzert 13.Februar)
26/01/2005 Granma Diario (Kuba)
26/01/2005 Wanderer Kuba
26/01/2005 Programm 2005 von Claudio Abbado aktualisiert
26/01/2005 ClaNewsudaus Venezuela (4): Erstes Konzert von OJL 
18/01/2005 News aus Venezuela (3)
17/01/2005 News aus Venezuela (2)
16/01/2005 News aus Venezuela
14/01/2005 Cuba
14/01/2005 Radio TV
06/01/2005 Cuba Wanderer
06/01/2005 Cuba Galerie
06/01/2005 Infobox
12/12/2004 Mahler IX DVD
23/11/2004

Programm Luzern 2005


16/11/2004 Andere Fotos (Bologna & Orchestra Mozart)
15/11/2004 Infobox
14/11/2004 Neue Fotos (Bologna & MCO)
14/11/2004 CD Mahler Debussy
Kritik -  Der Standard (Wien)
13/11/2004 Sueddeutsche Zeitung
13/11/2004 Die Welt
15/10/2004 Galerie Luzern 2004: Claudio Abbado
15/10/2004 Galerie Luzern 2004: Mitglieder
15/10/2004 The Guardian, 15 october 2004
15/10/2004 Editorial
15/10/2004 Saison 2004-2005
15/10/2004 Mozart Orchester
08/10/2004 Infobox
19/09/2004

Musicweb (CD Mahler Debussy)

19/09/2004 Wanderer 14: Lucerne 2004 (Beethoven and Mahler V )
11/09/2004

Musicweb (seen and heard)

09/09/2004 Luzern 2004: Mitglieder's Fotos
09/09/2004 Wanderer 13: Lucerne 2004 (Strauss and Wagner )
04/09/2004 Neue CD
04/09/2004 Neue DVD
26/08/2004 Lucerne 2004: New York Times
26/08/2004 Lucerne 2004: El Pais (Mahler)
26/08/2004 Lucerne 2004:  El Pais (Tristan)
26/08/2004 next saison 2004-2005: Update n.3
26/08/2004 next saison 2004-2005: Update n.2
22/08/2004 Infobox
22/08/2004 Lucerne 2004: Articles
06/07/2004 Neue Schallplatten
29/06/2004 Wanderer 8: Berlin Juni 2004
27/06/2004 Claudio's Geburtstag: The party des CAI in Mailand
14/06/2004 CAI Fotogalerie Mitgleiie 2004

Der Wanderer

Sich erinnern


Schreiben Sie uns

e-Mail