WANDERER'S 
ERZÄHLUNGEN Nr.5

 BACH


14. August
19.30 Uhr

Wagner: Die Walküre
Wotan'Abschied und Schlussszene
Debussy:  Le Martyre de Saint Sébastien, suite
Debussy: La Mer,
trois esquisses symphoniques

Bryn Terfel
Rachel Harnisch
Eteri Gvazava

Schweizer Kammerchor
Lucerne Festival Orchestra

CLAUDIO ABBADO


17. August
18.30 Uhr

Bach
Brandeburgische Konzerte Nr1 - 6 BWW 1046-1051

Mitgleider des
Lucerne Festival orchestra

CLAUDIO ABBADO


19 & 20 August
19.30 Uhr

Mahler
Sinfonie
Nr.2
"Auferstehung"

Eteri Gvazava
Anna Larsson

Orfeón Donostiarra
Lucerne Festival Orchestra

CLAUDIO ABBADO


























































































 


herum...


Ausser dass man es geniesst, gemeinsam etwas zu tun bedeutet, „zusammen zu musizieren“ in erster Linie, dass man fähig ist, dem anderen zuzuhören.

In einem Orchester zu spielen verlangt vor allem anderen auf den anderen zu hören, um gemeinsam Musik zu machen und nicht, um einzelne Töne zu produzieren.

Dieses Prinzip war für Claudio Abbado die Grundlage für den Aufbau des Lucerne Festival Orchestra: Dieses Orchester besteht einerseits aus jungen Musikern (Abbado liebt es seit langer Zeit, mit diesen zu arbeiten) und andererseits aus unbestrittenen Meistern der Kammermusik, wie z.B. Mitgliedern des Hagen Quartetts und Sabine Meyer. Ein Musikprogramm kommt nie ohne Kammermusik aus, und daher hat auch das Lucerne Festival in dieser unvergesslichen Woche das Programm mit Aufführungen von Kammermusik bestückt. Die Zeitungskritiken, die hierzu nach und nach erschienen, waren alle überschwänglich, seien es jene aus dem deutschen, italienischen, französischen oder spanischen Feuilleton. Im Rahmen dieser Kammermusikabende konnte man Bläser-Quintette hören, Streichersextette und –oktette, das Hagen Quartett, das Ensemble Sabine Meyer, Solisten wie Marie-Pierre Langlamet (Harfe), Emmanuel Pahud (Flöte), Rainer Kussmaul, Kolja Blacher, Renaud Capuçon (alle Violine) und Georg Faust (Violoncello). Die Programme umfassten Werke von Mendelssohn, Brahms, Mozart, Bartok, Ravel, Beethoven, Jolivet, Debussy und andere mehr. Nicht zu vergessen auch ein Konzert des Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung seines zukünftigen Chef-Dirigenten Daniel Harding. Dieses wunderbare Musikfest hatte einen seiner Höhepunkte in der Aufführung der Brandenburgischen Konzerte. Aufgeführt von Solisten aus dem Lucerne Festival Orchestra unter der Leitung von Claudio Abbado.

Einem breiteren Publikum ist eher unbekannt, dass Claudio Abbado seit Beginn seiner Musikerkarriere Bach immer treu gewesen ist. Dessen Brandenburgische Konzerte hat er mehrfach zur Aufführung gebracht (mit dem Orchester der Scala in den 70er, mit den ‚Berlinern’ in den 90er Jahren), ebenso die Matthäus-Passion (mit der ‚Scala’, dem London Symphony Orchestra sowie den ‚Berlinern’). Darüber hinaus gibt es eine hervorragende ‚offizielle’ Aufnahme der Matthäus-Passion mit den Berlinern, die Sie jedoch bei keinem Schallplattenhändler finden werden. Diese Aufnahme wurde anlässlich des Bach-Jahres im Jahr 2000 veröffentlicht und in über 60.000 Exemplaren an italienischen Zeitungskiosken – ja am Kiosk !- zu einem Preis von € 10,-- (für 3 CDs) verkauft....

Für das diesjährige Projekt hat Claudio Abbado, der eine Aufnahme der ‚Brandenburgischen’ vorgesehen hat, die wichtigsten Solisten des ganzen LFO zusammengezogen und durch Rainer Kussmaul anführen lassen. Jenem Rainer Kussmaul, der einst 1. Konzertmeister des Berliner Philharmonischen Orchesters war, und der heute ‚Anführer’ der Berliner Barocksolisten ist (die er übrigens ins Leben gerufen hat) und der als Professor am Konservatorium in Freiburg im Breisgau wirkt.

Die Aufführungspraxis des Bach’schen Werkes hat sich im Laufe der letzten 40 Jahre im Zuge der ‚Originalklangbewegung’ dramatisch verändert. Die ‚Barock-Revolution’ hat der romantischen Aufführungspraxis ein jähes Ende gesetzt: so werden z.B. die Bach’schen Passionen nicht mehr mit den Sänger- und Musikermassen eines Verdi Requiems aufgeführt. Gustav Leonhardt und später auch Nicolaus Harnoncourt haben jenen (echten und weniger echten) Spezialisten den Weg geebnet, den diese seither beschritten haben.

Dieses ‚Zurück zu den Wurzeln’, das auf intensiven musikwissenschaftlichen Forschungen beruht, hat die Barockspezialisten klar von anderen Musikerkategorien getrennt. Diese Trennung hat einigen Musikern allerdings auch geschadet, indem man sie sozusagen ‚schubladisiert’ hat: Einige von ihnen haben allerdings inzwischen bewiesen, dass sie sehr wohl auch ein anderes Repertoire beherrschen: Nicolaus Harnoncourt, ebenso wie Marc Minkowski, dirigieren heute genauso regelmässig mit grossem Erfolg Offenbach, so wie auch andere das romantische Repertoire auf Originalinstrumenten spielen lassen, z.B. John Elliott Gardiner oder Sir Roger Norrington. Andere wiederum dirigieren das Barock-Repertoire gleichwertig neben dem des 19. und 20. Jahrhunderts, so beispielsweise Sir Simon Rattle.

Wie bereits bei der Aufführung der Matthäus-Passion hat Claudio Abbado auch diesmal wieder moderne Instrumente eingesetzt (Ausnahme: die Violone (Continuo) sowie die Viola da Gamba (Konzert Nr. 6)). Die Streicher spielen ohne Vibrato. Kurz gesagt: Man bezieht die musikwissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre in die Interpretation sehr wohl mit ein, spielt jedoch im Grossen und Ganzen auf modernen Instrumenten.

Weitere Besonderheit: Claudio Abbado hat die Musiker im Stehen spielen lassen, genau so wie es im 18. Jahrhundert üblich war. Hierbei handelt es sich jedoch keineswegs um eine Koketterie: das Spiel, die Gesten, die Bewegung sind im Stehen natürlich ganz anders als im Sitzen und die körperliche Anstrengung ist eine ganz andere. Auch die Musik gewinnt dadurch einen ganz anderen Charakter. Die Interpretation entsteht somit nicht aus einer ideologischen Überzeugung heraus: der Einsatz moderner Instrumente erzeugt einen verbesserten Klang, der einen grossen Konzertsaal wie dem in Luzern besser ausfüllt, aber man spielt sehr wohl im Sinne der Tradition und in Übereinstimmung mit den musikwissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich des 18. Jahrhunderts. Claudio Abbado hat diese neuen Erkenntnisse immer nah verfolgt und es gibt keinen Grund von ihnen abzuweichen. Ohne den Abend in Einzelheiten zu besprechen muss man jedoch die unglaubliche Leistung des Continuo hervorheben, das von den Celli (an ihrer Spitze Georg Faust von den Berliner Philharmonikern) und dem Violone des Kontrabassisten Alois Posch (Wiener Philharmoniker) sowie den Vortrag des Cembalisten Michele Barchi, der einen atemberaubenden Beweis seiner Kunstfertigkeit im Rahmen einer Improvisation im Konzert Nr. 3 zu Gehör gebracht hat. Der rote Faden des Abends war die Übereinstimmung in Interpretation und Rhythmus, in enger Symbiose mit dem Dirigenten, der Georg Faust immer wieder das Augenzwinkern eines „Komplizen im Geiste“ zugeworfen hat.

Ebenso nicht unerwähnt bleiben darf die Leistung von Rainer Kussmaul, der ununterbrochen im Einsatz war. In dem Moment, wo sich sein Klang mit dem Flötenklang von Emmanuel Pahud traf, gab es keinen Dialog mehr, sondern nur noch einen Monolog mit 2 Stimmen: dies war unbestritten einer der Höhepunkte des Abends, auch wenn Peter Hagmann von der Neuen Zürcher Zeitung der Meinung war, dass der Gleichklang nicht perfekt gewesen sei und Flöte und Violine das Cembalo von Michele Barchi zugedeckt hätten.

Es handelte sich um eine beschränkte Anzahl von Musikern, die von 8 Ausführenden (Konzert Nr. 6) bis zu 19 (Konzert Nr. 1) reichte. Diese wechselten immer wieder ihre Rollen, mal agierten sie als Solisten, dann wieder traten sie ins Ensemble zurück.

Der Rhythmus des Abends war schnell, die Konzerte wurden nicht in ihrer natürlichen Reihenfolge von 1 bis 6 aufgeführt, sondern in der Folge 4,3,5 und 1,6,2.

Das Konzert Nr. 2 am Schluss der Aufführung erlaubte dem beinahe übermütigen Reinhold Friedrich (Trompete) und Albrecht Mayer (1. Oboe der Berliner Philharmoniker, auch ‚Callas der Oboe’ genannt) in der Wiederholung des letzten Satzes des Konzertes zu brillieren.

Angesichts solcher Solisten haben sich viele Zuhörer gefragt, ob es denn in diesem Zusammenhang eines Dirigenten bedarf. Sicher, es gibt keinen Zweifel, dass dieses Ensemble sehr wohl ohne ‚Chef’ zurechtgekommen wäre, und dennoch, die ‚jungen’ ersten und zweiten Geigen (Capuçon, Abelin, Lang, Breuninger, Arzberger, Swensen, Juda) wurden von Abbado aufmerksam geführt.

Diese Mischung aus hoher technischer Beherrschung und Erfahrung auf der einen Seite sowie jugendlichem Enthusiasmus auf der anderen hat einen Ton von seltener Klarheit entstehen lassen, der bis in die hintersten Winkel des Konzertsaales zu vernehmen war. Jedes Instrument wurde einzeln wahrgenommen und es entstand eine kommunikative Dynamik, eine jugendliche Frische und Freude am Spiel, die diesen Abend zu einem aussergewöhnlichen Anlass gemacht hat: Die glücklichen Gesichter der Musiker, die gegenseitigen Umarmungen am Ende des Konzertes sowie die Begeisterung und die Jubelschreie des Publikums in Luzern (eher unüblich für einen Kammermusikabend) sind der beste Beweis dafür, dass an diesem Abend Zuhörer und Musiker im wahrsten Sinne des Wortes „zusammen musiziert“ haben.








































Letzte Aktualisierung

19/09/2003 EuroArts Hinweis
18/09/2003 Wanderer 5: Bach
18/09/2003 Biographie
18/09/2003 News von Luzern (2)
05/08/2003 News von Luzern(1)
04/08/2003 Radio TV
14/07/2003 Editorial
14/07/2003 Briefe für Claudio's Geburtstag
14/07/2003 Classica TV (Ital) Oktober

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Filmreihe
«Claudio Abbado»
15. - 19. August 2003


Im Rahmen der Kulturpartnerschaft LUCERNE FESTIVAL-ARTE werden im Rahmen von SOMMER 2003 und anlässlich des 70. Geburtstages von Claudio Abbado vier Filme über und mit dem Chef des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA gezeigt.

Zwei der Filme (17. und 19.8.) werden in Luzern exklusiv als Avant-Première vor der Erstausstrahlung im Kulturkanal ARTE präsentiert.

Freier Eintritt

Freitag, 15. August, 22.00 Uhr
Kleiner Saal

Abbado Nono Pollini: Eine Kielspur im Meer

Ein Film von Bettina Erhardt und Wolfgang Schreiber

(BCE Film, 2000, 60')


Samstag, 16. August, 21.00 Uhr
Kleiner Saal

Europakonzert vom 1. Mai 2002 im Teatro Massimo, Palermo

Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado, Gil Shaham, Violine

Werke von Beethoven, Brahms, Dvorak, Verdi

TV-Regie: Bob Coles; Produzent: Paul Smaczny

(NHK/VIDEAL/brilliant media)


Sonntag, 17. August, 21.00 Uhr Kleiner Saal

Claudio Abbado dirigiert Schubert I (2002)

Konzert zum 21. Jubiläum des Chamber Orchestra of Europe in der Cité de la musique Paris am 25.5.2002

Anne Sofie von Otter, COE, Claudio Abbado

TV-Regie: Andy Sommer

(ARTE France/Bel Air Media)

(40')


Dienstag, 19. August, 18.00 Uhr, Kleiner Saal

Claudio Abbado dirigiert Schubert II (2002)

Konzert zum 21. Jubiläum des Chamber Orchestra of Europe in der Cité de la musique Paris am 28.5.2002

Thomas Quasthof, COE, Claudio Abbado

TV-Regie: Andy Sommer
(ARTE France/Bel Air Media)
(40')

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